Geschichte des Instituts für Religionswissenschaft

Seit 1973 ist die Religionswissenschaft in Hannover vertreten und in über 40 Jahren hat sich vieles ereignet, was das Profil des Standortes nachhaltig geprägt hat. Das Institut für Religionswissenschaft ist dabei eine vergleichsweise junge Institution, in deren Formationsprozess bis zum heutigen Tag jedoch über 30 Promotionen und acht Habilitationen durchgeführt wurden.

Eine Professur für Religionswissenschaft und Didaktik des religionskundlichen Unterrichtes, die im Wintersemester 1973/74 eingerichtet wurde, war zunächst Teil der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen und wurde erst 1978 in die Universität von Hannover überführt. Erster Inhaber der Professorenstelle war bis 2012 Peter Antes. Nachdem die Religionswissenschaft ursprünglich als Teil des Fachbereiches Erziehungswissenschaften I verortet war, konnte Peter Antes 1992 eine neue Eingliederung in die Fakultät für Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften erwirken. Die Verbindung zur Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern blieb jedoch bestimmend für die Religionswissenschaft in Hannover.

Als hierfür ein Studiengang ins Leben gerufen wurde, war es das Ziel der damaligen Landesregierung, einen Lehrstuhl für die Ausbildung von Lehrkräften zu ermöglichen. Dass eine Überarbeitung des Schulgesetzes zeitgleich zur Konzeption des Studienganges stattfand, erschwerte die Bedingungen. Im Jahr 1980 wurde die Religionswissenschaft schließlich erfolgreich neben der Philosophie und den Sozialwissenschaften als Bezugsdisziplin für das neu geschaffene Unterrichtsfach Werte und Normen bestätigt.

Peter Antes' Forschungsinteressen waren vielfältig, doch die Kritik an der phänomenologischen Religionswissenschaft, die er mittrug, wirkte in Hannover besonders nach. Eine Neuausrichtung der Disziplin wurde auch durch Hubert Seiwert gefordert, der seit 1976 als wissenschaftlicher Assistent und von 1983 bis 1994 als Professor in Hannover tätig war. Er trug mit seiner Forderung einer empirischen Religionswissenschaft zum heutigen Selbstverständnis des Faches bei. Einer sichtbaren Abgrenzung zu älteren Strömungen in der Religionswissenschaft stand die durch universitätsinterne Umstrukturierungen bedingte und seit 2009 existierende Verbindung der Disziplinen Theologie und Religionswissenschaft in einem Institut entgegen. 2019 wurde deshalb ein eigenständiges Institut für Religionswissenschaft geschaffen.

Wanda Alberts übernahm 2012 die mittlerweile als Religionswissenschaft und Didaktik Werte und Normen denominierte Professur von Peter Antes. Als eine der ersten Forscher und Forscherinnen, die sich mit Möglichkeiten von religionswissenschaftlicher Fachdidaktik beschäftigen, hat sie die Neustrukturierung des Studiengangs anhand der aktuellen wissenschaftlichen Debatten eingeleitet. Im Jahr 2019 war das Institut für Religionswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover in besonderer Weise am wissenschaftlichen Puls der Zeit, da die Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft und zugleich special conference der International Association for the History of Religions für viele nationale und internationale Teilnehmende in Hannover ausgerichtet werden konnte.

Seit 2005 kann in Hannover der Fächerübergreifende Bachelor Religionswissenschaft / Werte und Normen sowie ein Master-Lehramtsstudiengang Werte und Normen studiert werden. Der Masterstudiengang Religion im kulturellen Kontext bot bis 2019 ein interdisziplinäres Angebot mit internationalen Gästen. Ab voraussichtlich 2021 wird das Lehrangebot um den Master Religion in the public sphere für Studierende erweitert, die in Hannover und gleichzeitig einer ausländischen Partneruniversität Kenntnisse zu Religion in Gesellschaft, Kultur und Politik vertiefen möchten.